Typ

Bürgerbauten

Ort

Brno

Jahr

2021

Wir haben das Folgende erbracht

Studien
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Dokumentation für die Landbewirtschaftung
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Dokumentation für Bauverfahren
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Dokumentation für den Bau
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Villa Arnolda: warum sie für uns ein zentrales Projekt ist

Wir sind Architekten. Und auch Patrioten. Brünn ist für uns ein magischer Ort, der uns inspiriert und prägt. So ist es kein Wunder, dass wir die Rettung der Jugendstilvilla Arnold, in der die Geschichte Brünns buchstäblich geschrieben wurde, anders angegangen sind als andere Projekte. So konnten wir uns vor unserer geliebten Stadt verneigen. Brünn, danke für das, was wir sind.

Die Villa Arnold gehört zum kulturellen Erbe unseres Landes. Es handelt sich um die eigene Villa des bedeutenden Brünner Baumeisters Josef Arnold aus dem Jahr 1862. Sie befindet sich an einem Hang oberhalb des Lužánky-Parks, nur wenige Schritte vom berühmten Tugendhat entfernt. 

Die Villa ist mit dem bewegten Schicksal einer großen Familie verbunden, die seinerzeit zur Brünner Elite gehörte. Die zweite Besitzerin war die Tante von Greta Tugendhat, Cecilie Hože. Sie ließ das Gebäude erweitern und im damals angesagten Art-Déco-Stil umbauen. Sie baute sogar eine Zentralheizung ein und verlegte Stromleitungen. Infolge historischer Ereignisse wurde sie jedoch aus ihrer Haus nach Theresienstadt deportiert, wo sie ebenfalls umkam. In der Zwischenzeit hatte die Gestapo die Villa beschlagnahmt. Nach dem Krieg zog ein Kindergarten in das Gebäude ein. Heute befindet sich das Gebäude in einem baufälligen Zustand und ist von einer die Statik gefährdenden Rutschung bedroht. Erhalten geblieben sind jedoch bis heute ein beeindruckendes Treppenhaus, holzgetäfelte Türen, Stuckdekor, funktionierende Heizkörper und ein Speiseaufzug.

Unser Ziel war es, dieses gefährdete Kulturdenkmal zu erhalten und seinen derzeitigen Zustand aus der Zeit nach dem Umbau für Frau Cecilia Hože zu bewahren. Das neue Gebäude sollte zu einem Gemeinschaftszentrum mit einem Kunstcafé, Ausstellungsräumen und einem „Museumshaus“ mit einer Dauerausstellung über Josef Arnold umgestaltet werden. 

Die Villa soll eine lebendige Begegnungsstätte für die breite Fachöffentlichkeit im kulturellen Leben der Stadt werden. In dem Gebäude werden Ausstellungen und Vorträge stattfinden. Darüber hinaus wird es auch das Studienzentrum der Villa Tugendhat (SCVT) und das Brünner Architekturhandbuch (BAM) beherbergen und Platz für die Lagerung von Archivmaterial bieten. Außerdem werden in den oberen Stockwerken des Gebäudes die Büros des Gebäudebetreibers untergebracht, darunter die Kuratoren der organisierten Ausstellungen. 

Der grundlegende Wert des gesamten Gebäudes liegt vor allem in seiner städtebaulichen Gestaltung, die fast in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Das Projekt ändert nichts an der städtebaulichen und materiellen Komposition. Einzige Ausnahme ist der Bau einer neuen Zufahrtsstraße, die sensibel in das ursprüngliche Konzept der Parkwege integriert wird und eine Schotterdecke erhält, damit sie nicht zu einem störenden Element im Gebiet wird.

Das Projekt sieht vor, den ursprünglichen Charakter des Gebäudes so weit wie möglich zu erhalten und das Erscheinungsbild des Gebäudes durch die Renovierung und Restaurierung aller Elemente und Oberflächen der Fassaden an die Zeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts heranzuführen, als es von Cecilia Hože genutzt wurde. Die Gliederung der Fassade bleibt erhalten, außerdem werden zwei zugemauerte Fenster aus der Zeit der Baumaßnahmen für den Kindergarten in den 1950er Jahren restauriert. Die Form- und Farbgestaltung wird in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt, der durch restauratorische Untersuchungen ermittelt und z. B. durch Stratigraphie dokumentiert werden muss. Der vorläufige Entwurf der Farbgestaltung ist ein heller Ockerton auf glatten und strukturierten Stuckoberflächen. Die Anstriche werden aus Kalk bestehen, und zwar in mehreren Schichten als Lasur, sodass die Oberfläche „Tiefe“ erhält und der historisierende Charakter der Fassade nicht verloren geht. Die Tischlerarbeiten werden in einem dunklen Flaschengrün ausgeführt, wie es unter der abblätternden nicht ursprünglichen weißen Lackierung zu sehen ist. Das Sichtmauerwerk des Fachwerkturms von Arnold wird konserviert, an einigen Stellen repariert und neu verfugt. Die Verglasung wird aus dunkel ockerfarbenem bis grauem Rauputz bestehen. Das Dach wird mit einem zweischaligen Dachziegel in Form eines „Brněnka“ belassen. 

Das Projekt umfasst auch die Reviatlisierung des Gartens. Dieser soll voraussichtlich Teil der s.g. Dreivillentour Tour (Villa Tugendhat, Villa Löw-Beer und Villa Arnold) werden. Das Projekt sieht die Wiederherstellung der Umgebung des Gebäudes und des Gartens in seinen wahrscheinlichen ursprünglichen Zustand vor, wobei eine neue Zufahrt zum Eingang des Gebäudes und ein Gehweg für Rollstuhlfahrer angelegt werden sollen. Alle Wege und Flächen werden aus Schotter bestehen und sollten aufgrund des abschüssigen Geländes mit kleinen Stützmauern und Stufen versehen werden.